Die Zürcher Start-Up-Firma Limmex bringt das erste Notrufgerät auf den Markt, das nicht wie ein solches aussieht, sondern wie eine ganz normale Uhr.
Diverse Notrufsysteme sind auf dem Markt erhältlich. Gemeinsam ist ihnen, dass sie auf den ersten Blick wie ein „Behindertengerät“ aussehen, was für die Akzeptanz eine hohe Hürde ist. Glauben Sie nicht? Dann versuchen Sie einmal, jemanden aus Ihrer Verwandtschaft davon zu überzeugen, ein solch graues Plastikding mit grossem roten Knopf umzuschnallen.
Genau hier setzt die Zürcher Start-Up-Firma Limmex an. Einer der Gründer, Pascal Stübi, ist in der Uhrenbranche kein Unbekannter. Viele Jahre arbeitete er für die Firma Mondaine, und mit seinem Geschäftspartner Urs Jaermann lancierte er vor einigen Jahren eine völlig neuartige Golferuhr mit mechanischem Schlagzähler, die auf Anhieb zum Erfolg wurde. „Mich störte schon lange, dass niemand die neueste, breit verfügbare GSM-Technik mit dem Look einer traditionellen Schweizer Armbanduhr kombinieren konnte“ erläutert der umtriebige Tüftler seine Motivation für die Mitarbeit bei Limmex.
Das Modell Aviator 01 von Limmex: zeitloses Design, modernste Technik.
Prominente Investoren
Unter den Investoren finden sich neben der Zürcher Kantonalbank keine geringeren als Phonak-Gründer Andy Rihs und der Financier René Braginsky. Dass sich zwei solche Schwergewichte finanziell engagieren, legt die Vermutung nahe, dass ein glaubwürdiger und vielversprechender Businessplan vorgelegt wurde. Rihs sieht ein enormes Potential. „Was mich überzeugt hat, ist die Einfachheit des Produkts. Es braucht keine Installation, keine Bedienungsanleitung. Meine Vision ist, dass Limmex in fünf Jahren global agieren wird.“ Man fragt sich, warum nicht ein Konzern wie die Watchgroup mit einem solchen Produkt auf den Markt kam – die technischen Kompetenzen und die Fähigkeit, es zu produzieren und zu vermarkten, wären sicher vorhanden gewesen.
Zielpublikum sind längst nicht nur die Betagten, sondern beispielsweise auch Frauen, die alleine Joggen gehen oder Epileptiker und andere von einer Krankheit betroffene, die unvermittelt auf Hilfe angewiesen sein können. Aber auch Mitarbeiter in sicherheitsrelevanten Funktionen wie Nachtwächter können vom System profitieren. Und selbst für besorgte Eltern von Kindern und Jugendlichen kommt die Limmex in Frage.
Miniaturisierte Technik
Die Technik ist clever eingesetzt. „Es gibt nichts schwierigeres als die Entwicklung eines einfachen Produktes. Hinter der Limmex-Uhr steht viel komplexe Technik. Wenn die Kunden nichts davon mitbekommen ist das Ziel von Limmex erreicht“ sagt Entwickler Pascal Stübi. Im Innern der gefällig gestalteten Uhr findet sich eine fix installierte SIM-Karte fürs Swisscom-Handynetz. Im Gegensatz zu bisherigen Systemen benötigt die Limmex also keinen Festnetzanschluss und auch keine Festinstallation und ist somit vollkommen ortsunabhängig. Die Uhr hat – diskret angebracht – einen Lautsprecher und ein Mikrofon. Mit Betätigung des Notrufknopfs wird der Anruf gestartet. Der Benutzer legt vorher (via Website von Limmex oder mit Ausfüllen einer Postkarte) eine Liste von bis zu zehn Telefonnummern fest, die in einer bestimmten Reihenfolge angerufen werden. Wenn die erste oder zweite nicht bedient wird, kommt die dritte dran. Wenn die angerufenen Person den Notruf mit einem Tastendruck am Telefon bestätigt, kann direkt mit der Uhr ein Gespräch geführt werden. „Diese Bestätigung ist notwendig, damit ausgeschlossen werden kann, dass ein Telefonbeantworter oder kleine Kinder den Anruf entgegennehmen und der Notruf ins Leere läuft“ erläutert Stübi. Für einen Aufpreis bei der monatlichen Abonnements-Gebühr ist auch rund um die Uhr eine professionelle Einsatzzentrale verfügbar.
Im normalen Betrieb ohne Notrufe hält der eingebaute Akku für die Notruffunktion mehrere Monate. Wenn ein Notruf erfolgt ist, empfiehlt es sich, die Uhr wieder komplett zu laden – und die Uhr erinnert einem mit einem kleinen blinkenden Licht daran, dies zu tun. Der Ladevorgang geschieht mittels eines einfachen USB-Ladekabel und ist auch für technisch weniger Versierte machbar. Die Uhr selber ist von einer separaten Batterie gespiesen, die bis zu sechs Jahren halten soll.
In eine längeren Pilotphase in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz wurde die Limmex von einer grösseren Anzahl von Probanden in verschiedensten Situationen ausführlich getestet und durchwegs für gut befunden. Dank der breiten Abdeckung des Swisscom-Natelnetzes funktionierte die Uhr selbst in abgelegenen Gebieten.
Die Modelle Serenade (links) und Senator (rechts). Limmex-Uhren sollen ansprechend schick sein, aber diskret. Eine breite Akzeptanz ist gefragt, da verträgt es keine avantgardistischen Experimente, die die breiten Geschmäcker nicht treffen.
Auch das Design stiess auf Akzeptanz – die Uhren sind zeitlos unspektakulär, aber gepflegt gestaltet und sehr gut ablesbar. Jetzt erfolgt der Markteintritt. Zu Preisen zwischen 500 und 735 Franken sind die vorerst 12 verschiedenen Varianten in bei Uhrsachen erhältlich.