Bis anhin war es der Salon International de la Haute Horlogerie, kurz SIHH, welcher im Januar das Uhren-Jahr eröffnete, gefolgt von der Baselworld, welche wenige Monate später den jährlichen Neuheiten-Reigen wieder abschloss. Sowohl Händler als auch Konsumenten wussten somit bereits im Frühling ziemlich genau, was das Jahr an Uhren-Neuheiten bringen wird. Die nächsten Austragungen der beiden weltweit wichtigsten Uhrenmessen werden seit langem wieder nahtlos aufeinanderfolgend stattfinden. Und dies nicht zu Beginn des Jahres, sondern im Mai. Doch dies ist bei weitem nicht die einzige Änderung. Der schon fast elitäre SIHH, welcher ganz ausdrücklich nur auf Einladung zugänglich war, heisst neu «Watches and Wonders» und weitet sein Angebot öffentlich zugänglich in die ganze Stadt Genf aus. Und auch die Baselworld versteht sich primär nicht mehr als Messe, sondern neu als Plattform. *
In dieser Phase des Klimawandels haben sich einige namhafte Marken auch gänzlich von den Uhrenmessen verabschiedet. Die Swatchgroup beispielsweise hat ihre eigene Messe unter dem Namen «Time to Move» lanciert. Ob der Name eine Anspielung auf Nick Hayek’s Forderung an die Baselworld, sich endlich zu bewegen, ist, lässt sich nur vermuten. Und auch Georg Kern, CEO von Breitling, will sich nicht mehr in das Korsett einer Messe zwängen lassen. Lieber veranstaltet er zweimal jährlich seine Breitling-Summits, auf denen er in bester Steve- Jobs- Manier, persönlich die Neuheiten präsentiert.
Man gibt auch nicht mehr alles auf einmal preis, was in den kommenden Monaten auf den Markt kommen wird, sondern inszeniert sich als Marke und verteilt die Präsentationen der Neuheiten in wohl proportionierten Mengen übers ganze Jahr. Diese werden dann jeweils mit möglichst viel Aufsehen und strenger Choreografie vorgestellt und lanciert.
Daneben haben Auktionen stark an Bedeutung und Gewicht gewonnen. Allen voran das Auktionshaus Phillips, dessen Uhren Departement unter der Führung von Aurel Bacs, zu einer wichtigen Stimme geworden ist. Thematische Auktionen und die geschichtliche Aufarbeitung historisch bedeutender Zeitmesser haben einen prägnanten Einfluss, sowohl auf die Hersteller als natürlich auch auf die Uhren-Liebhaber alter und neuer Uhren. Das signifikant gestiegene Interesse an Auktionen und der Vermittlung von Inhalt verträgt sich vortrefflich mit dem stark zunehmenden Markt für Certified Pre-Owned Uhren oder Vintage, wie wir sie bei uns nennen.
Diese Unterscheidung ist nicht unwesentlich. Denn unsere sorgfältig kuratierte Vintage-Kollektion orientiert sich im Gegensatz zu den klassischen Pre-Owned-Angeboten, welche mehrheitlich Uhren ab dem Jahrtausendwechsel beinhalten, vornehmlich an Uhren aus den späten 30er bis in die 70er Jahre. In diesem Bereich haben wir uns eine Kompetenz angeeignet, die uns eine nationale Kundschaft an Uhrenliebhabern beschert.
Doch wir sind keineswegs im letzten Jahrtausend stehen geblieben. Auch unsere Online- Aktivitäten und Dienstleistungen bauen wir kontinuierlich aus und informieren aktualitätsbezogen. Damit möchten wir den neuen Trends, die durch den Klimawandel in unserer Branche hervorgebracht wurden, gerecht werden, ohne das für uns so wichtige «tick different» zu verlieren.


*) Aufgrund der weltweiten Gesundheitssituation im Bezug auf Covid-19 wurden sämtliche Messen und internationale Veranstaltungen abgesagt. Ebenso abgesagt haben Rolex, Patek Philippe und weitere namhafte Marken ihre Teilnahme an der Baselworld 2021. Dies führt dazu, dass es die ehemals weltgrösste und bedeutendste Messe für Uhren und Schmuck in der bis anhin bekannten Art nicht mehr geben wird. Dies verstärkt die Verunsicherungen im Zusammenhang mit dem erläuterten Klimawandel zusätzlich und läutet den Beginn einer neuen Ära ein. Eine Ära, in der wir alles daran setzen, weiterhin Ihr verlässlicher Uhren-Partner zu sein und Ihnen das beste Erlebnis zu bieten.

Text: Dominik Maegli