Erst vier Jahre ist es her, als man hätte meinen können, Herzog & DeMeuron hätten die Vormachtstellung der Baselworld als weltweit führende Uhren-Messe, mit ihrem 400 Millionen Franken teuren Messebau, geradezu in Beton gegossen. Die Messeleitung um Sylvie Ritter, konnte mit den Ausstellern, wenn diese nicht gerade Rolex oder Patek Philippe hiessen, umgehen, so wie es sich Louis XIV zu seinen besten Zeiten gewohnt war: L’état c’est moi. Oder anders ausgedrückt: wir bestimmen die Regeln und ihr bezahlt. Nun, dies konnte man sich vor vier Jahren eben noch erlauben. Denn damals kauften die Chinesen die helvetischen Zeitmesser noch als wären diese der einzige Weg zum ewigen Leben. Doch dies hat sich, und das nur gerade vier Jahre später, kräftig geändert. Der gigantische Boom in China hat sich abgekühlt, die Erdölpreise sind gesunken und politische Unsicherheiten sind weltweit zur Tagesordnung geworden. Das weltpolitische Gefüge ist in Bewegung. Und daher ist es nur logisch, dass auch die Uhren-Branche sich bewegt. Daran ändert auch der wirklich schöne Bau der Basler Architekten Herzog & DeMeuron nichts. Ich möchte aber auf gar keinen Fall in den oft gehörten Trübsal-Chor der allgemeinen Berichterstattungen zur Baselworld einstimmen. Ausser dem Jubiläum der hundertsten Austragung der Uhren- und Schmuckmesse in Basel, gibt es für die diesjährige Ausgabe zwar keinen Grund in die Annalen einzugehen; doch schlecht war die Messe bestimmt nicht. Sie ist nach wie vor der weltweit wichtigste Branchen-Treffpunkt und der Hot-Spot wenn es um die jährlichen Lancierungen neuer Modelle geht.

Und überhaupt, Bewegung und Veränderung ist ja grundsätzlich begrüssenswert. So dürfen auch wir einige neue Marken bei uns begrüssen (einige davon finden Sie bereits auf den folgenden Seiten). Ebenfalls neue Marken durfte auch der SIHH (Salon International de l’Haute Horlogerie) im Januar dieses Jahres in Genf begrüssen. Unter den Neuzugängen dieser kleineren, jedoch sehr exklusiven Uhrenmesse befanden sich dieses Jahr Marken wie Ulysse Nardin, Romain Jerome, Ressence und Grönefeld. Dabei erstaunt vor allem die Zahl der neu ausstellenden Nischen- oder Tick different-Marken, wie wir sie nennen. Denn auch der SIHH mit seinen nur gerade 36 Ausstellern (in Basel waren es dieses Jahr immerhin noch 1’200) hat gemerkt, dass es neben den jährlich gleichen Marken wie IWC, Jaeger LeCoultre, Cartier, Audemars Piguet, etc. etwas Bewegung braucht. Eine Schweizer Uhrenindustrie ohne die grossen Marken ist undenkbar. Doch dass selbst an dem so noblen Uhren-Salon SIHH für jedermann offensichtlich wird, dass die Suppe auch das Salz, oder eben die grossen auch die kleinen brauchen, freut uns natürlich ganz besonders. Denn sind wir es doch bei Uhrsachen, die schon seit Jahren nicht überdrüssig werden, diese Botschaft zu proklamieren. Und dass gerade drei dieser Nischen-Marken (Romain Jerome, Ressence und Grönefeld) bei Uhrsachen ein Zuhause haben, ist wirklich «Tick different».

Bewegung gab es auch in den Kollektionsgestaltungen der Marken. Und auch das, finden wir gar nicht so schlecht. Denn die letztes Jahr neu eingeleitete Richtung bezüglich Design, welches sich nicht einzig am asiatischen Geschmack orientiert, und Neuheiten, die preislich nicht alle nur am obersten Ende der jeweiligen Marken angesiedelt sind, wird fortgesetzt. Aber auch die Distributionskanäle sind in Bewegung. Waren diesbezüglich in den letzten zehn Jahren, die wie Pilze aus dem Boden spriessenden Mono-Marken-Boutiquen prägend, so sind es heute die Online-Kanäle (besonders die Uhren-Marken eigenen), welche den Vertrieb in Bewegung halten. Auch wir nehmen diesen Trend ernst (siehe Editorial). Doch was dabei oft vergessen geht ist, was wir überhaupt verkaufen: Faszination, Emotionen, Vertrauen und Persönlichkeit. Hinzu kommt, dass unsere Produkte in der Regel beratungsintensiv sind, es Käufer gibt, die es bevorzugen zwischen mehreren Marken auszuwählen und es zu schätzen wissen, diese nebeneinander vor sich liegen zu haben. Darum werden wir unsere online Attraktivität zwar weiter steigern, aber ganz bestimmt unser Augenmerk auch in Zukunft auf einem spannenden und einzigartigen Mix von Produkten und Herstellern richten und die Freude daran auch offline mit Ihnen teilen.