Die Firma ist jung, lag schon einmal am Boden und erlebt, seit Manuel Emch am Ruder steht, einen famosen Aufschwung. Der Grundstein des Erfolgs dieser Nischenprodukte liegt im ebenso augenzwinkernden wie innovativen Umgang mit Legenden. Und in schier unerschöpflicher Kreativität, gepaart mit Fleiss und akribischer Umsetzung.
Er war keine 30, als er CEO der Firma Jaquet Droz wurde, und damit einer der Jüngsten, die jemals an der Spitze einer Uhrenmarke standen. Und nicht mancher hat die kreative Qualität des vielseitig begabten, perfekt zweisprachigen Tausendsassas Manuel Emch.
Nach mehreren erfolgreichen Jahren in dieser Funktion, mit einiger Freiheit, aber eben doch eingebunden in die Strukturen der grossen Swatchgroup, zog es Emch zu neuen Abenteuern. Die 2004 gestartete Firma «RJ – Romain Jerome» aus Genf sollte sich als ideale Spielwiese entpuppen. Bei seinem Antritt 2009 verliefen die Anfänge allerdings alles andere als geordnet und gesittet. Der vorherige CEO hatte zwar viele Ideen gehabt, doch bei der seriösen Umsetzung haperte es gewaltig. Ein weiteres grosses Manko war das Fehlen einer eigentlichen Produktion, es wurde alles ausgelagert. Kurz nach seinem Arbeitsantritt in Genf wollte Emch die Produktion bei seinem Hauptzulieferer besuchen. Man beschied ihm am Telefon, dass es gut sei, dass er sich gerade melde – die Firma sei nämlich in Liquidation. Emch, Mann der Tat mit Talent zur Improvisation, mietete kurzum einen Lieferwagen, fuhr beim besagten Zulieferer vor und packte eigenhändig sämtliche Romain Jerome-Uhren und die vorhandenen Bestandteile ein. Kartons, von denen zum Teil nicht einmal klar war, was sie überhaupt enthalten. «Ziemlich herausfordernd» nennt Emch rückblickend diesen schwierigen Moment, mit einem Schmunzeln im Gesicht.
SEA – Titanic-DNA
Das wirklich Gute war aber die bereits aufgegleiste Idee der «DNA», die in die Uhrengehäuse oder Zifferblätter integriert wird. 2007 hatten die Vorgänger die Modelle der «Titanic»-Serie lanciert, die Spurenelemente aus dem Wrack des legendären Ozeanliners enthielt. Auch die «Moon-DNA»-Serie war schon angedacht.
Visionär und Realist
Emch hakte hier ein und entwickelte die Grundidee mit der ihm eigenen Gründlichkeit weiter. Er ist nicht nur Visionär, sondern auch Realist. Die Kollektionen wurden mit grosser Präzision und Konsequenz ausgebaut. Wenig Schlaf, ein gutes Netzwerk und das Vertrauen der Aktionäre sorgten dafür, dass die Firma innert zwei Jahren Fuss fassen konnte. Professionelle Strukturen für Produktion, Design, Marketing und Vertrieb wurden aufgebaut. Emch scharte eine verschworene Crew um sich, teils aus früheren Weggefährten, auf die er zählen, und die er zu Höchstleistungen motivieren konnte. Seit er am Ruder ist, sorgt «RJ – Romain Jerome» regelmässig für viel Aufsehen. Dies in erster Linie mit den unverkennbar und eigenwillig gestylten Uhren. Aber auch mit extrem pfiffigen, grafisch und illustrativ hervorragenden Werbemotiven.
EARTH – Eyjafjallajökull-DNA
Herzstück bildet das «DNA of famous legends»-Prinzip: Elemente aus der Titanic, aus Mondgestein oder – in einer Blitzumsetzung kurz nach dessen Ausbruch – Lava des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull. RJ Capsules heisst die andere Kollektion mit Umsetzungen wilder Ideen, die teils Bezug auf die Jugendheldenlegenden Emchs nehmen. So wird ein DeLorean-Auto, bekannt aus den kultigen «Back to the Future»-Filmen, verewigt, aber auch die Freiheitsstatue in New York. Homöopathische DNA-Spuren sozusagen, aber in ihrer Echtheit garantiert. Einen weiteren Coup landete Emch mit den «Space Invaders»- und «Pac-Man»-Modellen, einer Art Liebeserklärung des bekennenden Spielers dieser Mütter aller Computerspiele. Seine Affinität zu Moderner Kunst kam zum Zug beim Projekt einer Uhr mit dem Künstler John Armleder. Und den inneren Rocker lebte er mit dem neuesten Streich aus, der «Tatoo-DNA»-Uhr, die mit dem legendären Londoner Tätowierkünstler Mo Coppoletta entstand.
AIR – Moon-DNA
Aber auch uhrentechnisch höchst interessante Leckerbissen führt RJ-Romain Rerome unterdessen in der Auswahl. Das in Zusammenarbeit mit dem kongenialen Genfer Konstrukteur Jean-Marc Wiederrecht entwickelte Modell «Spacecraft» erinnert im Aussehen an eine Mischung aus Darth Vader-Helm und Siebziger-Jahr-Science-Fiction-Raumschifftacho. Unter der kantigen Titanhaube steckt dann feinste, subtile Mechanik.
Text: Hans Erb
Manuel Emch, CEO und kreativer Kopf von RJ – Romain Jerome