Seiko hat im Bereich der Digitaluhren immer wieder die Pionierrolle innegehabt.
Unvergessen sind die ersten digitalen Multifunktionsuhren, die es in den siebziger Jahren sogar ans Handgelenk von James Bond geschafft hatten. Jetzt kommt aus Japan die erste Uhr mit Aktivmatrixdisplay – mit einer sensationellen Schärfe der Anzeige.
1975 schrieb der japanische Uhrenkonzern Seiko Geschichte mit der Lancierung der ersten digitalen Multifunktionsuhr mit LCD-Anzeige. Und 1977 wurde der legendäre Roger Moore als James Bond in „Der Spion der mich liebte“ von einer Message aus dem Hauptquartier, die aus seiner digitalen Seiko-Uhr tickerte, beim Schäferstündchen mit der betörenden russischen Majorin Anya Amasova (Agent XXX) gestört.
Eine der ersten Seiko-Multifunktionsuhren: Die legendäre A159 mit den typischen Weckerschlitzen.
Diese frühen Seiko-Digitaluhren kosteten damals richtig Geld und sind heute sehr gesuchte Sammlerstücke, wenn sie – was leider selten ist – noch in einem guten Zustand sind.
Nun kommt der Nachfolger, mit der aktuellsten Technik von heute:
Die Seiko SDGA001 mit EPD-Anzeige
Seikos Innovationen gingen weiter. 1982 war es die erste Fernseh-Uhr der Welt, die für Staunen sorgte. Allerdings musste man zu der Uhr einen reichlich unförmigen Fernsehempfänger mitschleppen, der per Kabel an die Uhr angeschlossen wurde. Der kommerzielle Erfolg dürfte sich im Rahmen gehalten haben. Auch die erste Digitaluhr mit eigentlichen Computerfunktionen, die erste mit Sprachaufnahmemöglichkeit und der erste Tauchcomputer gingen aufs Konto der findigen Ingenieure. 2006 präsentierten sie dann in Basel die erste Uhr mit einem Display mit elektronischer Tinte, eine sehr avantgardistische Spangenuhr mit futuristischer Anzeige. Diese gewann – ausgerechnet im Epizentrum der noblen Uhrenindustrie – auf Anhieb den prestigeträchtigen Grand Prix d`Horlogerie de Genève.
EPD heisst das Zauberwort dieser neuen Technologie, das für Elektrophoretisches Display steht und die Wanderung elektrisch geladener Teilchen durch einen als Trägermaterial dienenden Stoff in einem elektrischen Feld bezeichnet. Tönt kompliziert, ist es auch. Diese Technologie wird beispielsweise auch bei den E-Book-Lesegeräten genutzt.
Zwei Dinge sind auf den ersten Blick frappant: Die unglaubliche Schärfe der Anzeige, die aus der Auflösung von 300 dpi (dots per inch, also Punkte pro Zoll) resultiert, so wie man sich das von Laserdruckern gewohnt ist. Das zweite ist der Blickwinkel. Selbst aus fast 180° sind die Zahlen noch perfekt ablesbar.
Seiko SDGA003 mit EPD-Anzeige. Stahlgehäuse mit ultraharter schwarzer Titancarbid-Beschichtung.
Gespiesen wird die neue Uhr über kleine Solarzellen, die rund um die Anzeige diskret angebracht sind. Dank der neuen Technologie braucht das Display aber nur sehr wenig Strom, nämlich nur dann, wenn etwas auf der Anzeige ändert (siehe Erklärung im Schema). Die präzise Quarzuhr empfängt die Signale von 4 Funkstationen (Deutschland, Grossbritannien, USA und Japan). An Zusatzfunktionen bietet sie einen Alarm sowie vor allem eine umfangreiche Weltzeiteinstellung, in der auch spezielle Halbstunden-Zeitzonen berücksichtigt werden.
Fast unbeschränkt sind die Gestaltungsmöglichkeiten der Anzeige, da man nicht mehr auf die herkömmlichen LCD-Segmente angewiesen ist. Nicht nur zwischen positiver und negativer Darstellung hat man bei der Uhr die Wahl. Beim Worldtimer ist beispielsweise eine kleine Weltkugel zu sehen, auf der der eingestellte Ort hervorgehoben wird. Auch eher abenteuerliche Designs können ausgewählt werden, die den Geschmack hier nicht unbedingt treffen dürften.
Einen Nachteil hat die Technik allerdings noch. Die Mikro-Partikel benötigen eine gewisse Zeit, um sich in den Kapseln umzuschichten (siehe Illustration), dadurch ist die Anzeige etwas träge und eignet sich (noch) nicht für bewegte Bilder. Ein mitlaufender Chronograph oder ein analog abgebildeter Sekundenzeiger wäre eine mögliche solche Anwendung. Aber wir sind uns fast sicher, dass die findigen Seiko-Techniker auch das noch in den Griff bekommen werden.
So funktioniert die E-Tinte:
Das Prinzip der E-Tinte: Kleine Kapseln (Illustration unten – Durchmesser: ca. 50 Tausendstelmillimeter) sind mit tausenden mikroskopisch winzigen negativ geladenen weissen und positiv geladenen schwarzen Partikeln gefüllt, die in einer klaren Flüssigkeit liegen. Wenn ein positives oder negatives elektrisches Feld erzeugt wird, bewegen sich entsprechend die weissen oder die schwarzen Partikel nach oben. Resultat ist ein weisses oder schwarzes Pixel. 80`000 solche Pixel bilden das Display der neuen Uhr von Seiko. Der Strom muss immer nur dann fliessen, wenn die Anzeige ändert, dadurch ist die Technik unerreicht energiesparend.