Während 10 Jahren hat sich der Finne Stepan Sarpaneva einen Namen gemacht mit seinen ungewöhnlichen Uhren, die er in kleinen und kleinsten Serien fertigte. Alle waren sie bisher aus verschiedenen Stahlvarianten. Jetzt lanciert er das erste Goldmodell – das Warten hat sich gelohnt, es ist atemberaubend schön.
„Stahl entspricht meiner Liebe zur Einfachheit. Seit meiner Jugend liebe ich Motorräder, auch darum ist dieses Material mein Favorit. Nie schien es mir, dass Stahl minderwertiger sein soll als Edelmetalle“ sagt der oft verschlossene Finne dazu. „Meine erste Uhr, die „Time Tramp“ war eine Uhr mit einem Gehäuse aus einem grossen Getriebezahnrad einer Harley – also aus Hardcore-Stahl.“
Korona Red Gold – das erste Goldmodell von Stepan Sarpaneva
Immer wieder wurde ich in den vergangenen Jahren von Kunden gefragt, warum ich keine Golduhren machen würde. Für mich war einfach die Zeit dafür noch nicht reif. Emotional bin ich auch dem Gold stark verbunden. Mein Vater war ein grosartiger Schmuckdesigner. Auch mich reizt das Gestalten von Schmuck sehr – darum ist der Einstieg mit Golduhren vielleicht auch der Einstieg in Schmuck, ein Sammeln von Erfahrung im Bearbeiten dieser edlen Materialien.“
Perfekt gelungene Formen: Das eigenständige Gehäuse.
Für Stepan kam es nicht in Frage, einfach eine goldene Version des bestehenden Stahlgehäuses zu machen. Darum übernimmt das Rotgoldgehäuse noch die Formensprache der Vorgänger, hat aber dennoch einen ganz eigenen Charakter bekommen.
Mit ihren 42 mm Durchmesser (gegenüber 44 der K3 in Stahl) macht sie sich auf schmalen oder breiten Handgelenken perfekt. Auch die Ergonomie wurde verbessert, die Uhr trägt sich sehr angenehm. Die überarbeitete, perfektionierte Form der Anstösse erlaubt jetzt die Verwendung eines Bands mit runden Anstössen. „Ich wollte einen fliessenden Übergang zwischen Band und Gehäuse, aus Gründen der Optik, aber auch für einen erhöhten Tragekomfort.“
Auch die Rückseite ist eine Augenweide.
Die eigenwillige Umsetzung der Mondphasenanzeige war schon bei der Stahlversion der Korona K3 ein charakteristisches Merkmal für Sarpanevas Stil. „Wissen Sie, hier in Finnland sind wir nicht wirklich extrovertierte Menschen. Vielleicht hat das mit unserer Geschichte zu tun, sicher aber mit der Kälte und den extrem langen Winternächten und den entsprechend langen Sommertagen. Man muss lernen, das Gleichgewicht zu behalten. Darum schweben hier alle mit einer Aura von leichter Melancholie durchs Leben, anders kann ich das nicht beschreiben. Darum war für mich ein lächelnder Mond definitiv kein Thema, diese Monde sehen aus wie die unsäglich Smileys in den E-Mails. Mein Mond hat diese Aura leicht aristokratischer Melancholie, mit einer angedeuteten Unentschlossenheit, ob er jetzt generell eher traurig oder glücklich sein soll. Es ist ganz klar ein finnischer Mond.“
Einer der beiden Monde auf der Zifferblattseite. Sichtbar sind auch die Ausschnitte aus dem lediglich 0.3 mm dicken Zifferblatt.
Das Umsetzen des Mondes ist extrem komplex, Stepan scheut keinen Aufwand. Die Scheibe ist nur 0,4 mm dick und hat trotzdem vier unterschiedliche Höhen. In einem ersten Schritt entstand eine Zeichung in sechsfacher Vergrösserung. Anschliessend wurde ein Rohmodell in dieser Grösse mit den vier verschiedenen Niveaus ausgesägt und diese Teile aufeinander fixiert. Mit dem Pantographen wird dann auf einer feinen Kupferscheibe in Originalgrösse die Form übertragen und ausgefräst. Diese Kupferscheibe wird dann von einem Meistergraveur perfektioniert. Sie dient dann als Elektrode, um in einem elektrischen Verfahren eine Form aus Stahl herzustellen, in die noch die Augen des Monds von Hand in die Form hinein modelliert werden. Dann wird die Form diamantpoliert, gehärtet und noch einmal poliert. Mit der Form werden dann die Rohlinge für die fertige Mondscheibe hergestellt, die dann nocheinmal überarbeitet werden.
Auch auf dem speziellen Rotor auf der Rückseite findet sich noch ein Mond. Dies aus ästhetischen, aber auch aus technischen Gründen. „Der Mond gibt dem Rotor auf der einen Seite noch ein wenig zusätzliches Gewicht, was für eine gute Aufzugsleitung wichtig ist. Hier fliesst meine Erfahrung aus dem „customizen“ von Motorrädern ein: Ich sehe nicht ein, wieso nicht auch rein funktionale Teile nicht attraktiv und schön zum Betrachten sein sollen.“ Insgesamt hat die Korona als drei Monde – zwei auf der Vorder- und einen auf der Rückseite.
Der Mond auf dem Rotor sorgt für zusätzliches Gewicht und damit für eine gute Aufzugsleitung.
Das skelettierte Zifferblatt und der Rotor in den Koronas sehen auf den ersten Blick einfach aus. Die Arbeit dahinter ist aber enorm. 260 Ausschnitte sind es beim nur 0.3 mm dünnen Zifferblatt. Sie werden mit Lasertechnik ausgeschnitten, aber jede einzelne Schnittkante muss noch von Hand bearbeitet werden, damit sich das Licht überall gleichmässig bricht. Die Produktion eines kompletten Zifferblatts und des dazugehörigen Rotors und das Installieren der Teile mit der Mondphase dauert eine gute Woche.
Auch die Krone ist nicht ohne. Und noch ein Blick auf das perfekt verarbeitete Zifferblatt.
Das Werk stammt vom Schweizer Hersteller Soprod, Lieferant für viele Marken der Haute Horlogerie. Es wird in Sarpanevas Atelier komplett auseinandergenommen und dann stark modifiziert. Das beginnt beim Überarbeiten der Platine. Die gesamte Mondphasenkomplikation wird in Stepans Atelier entwickelt, produziert und montiert. Im Gegensatz zu vielen Mondphasenkalibern wird die von Sarpaneva über die Krone verstellt, und nicht über einen Drücker. Dies ist im Alltag angenehmer, und macht auch eine zusätzliche Öffnung für einen Drücker im Gehäuse überflüssig.
Wenn man sich bewusst wird, welchen Aufwand die kleine Crew rund um Stepan Sarpaneva in seinem Atelier in Helsinki leistet, wird rasch klar, warum keine hundert Uhren pro Jahr gefertigt werden. „Wir sind eine kleine Firma und wollen das auch bleiben. Massenproduktion interessiert uns nicht. Unsere Uhren sind für Menschen gedacht, die echtes Handwerk und Individualität noch richtig zu schätzen wissen“ sagt der findige Finne. Mit einem melancholischen, echt finnischen Ansatz fast eines Lächelns im Gesicht.
Durchgestylt bis ins letzte Detail: Auch die perfekt verarbeitete und konzipierte Uhrenbox aus massivem Holz mit gefrästen Aluminiumteilen kommt nicht „ab der Stange“, sondern ist eine Eigenkreation von Stepan Sarpaneva. Inklusive Mondsymbol auf der Vorderseite.
Die Korona Red Gold ist bei Uhrsachen zur Zeit verfügbar. Werfen Sie bei Gelegenheit bei uns einen Blick auf dieses Meisterstück. Aber Achtung: Ihr Sparschwein ist danach in grosser Gefahr, geschlachtet zu werden.